Die Letze Reise
Es fühlt sich seltsam an, hier zu sitzen, auf dem kleinen Flughafen, mit dem Ticket in der Hand. Ich weiß, dass es das letzte Mal sein wird. Das letzte Mal, dass ich in diesen Flieger steige, das letzte Mal, dass ich den Weg zu ihr gehe, das letzte Mal, dass ich vor ihrem Grab stehe.
Oma.
Es ist, als wäre es gestern gewesen, dass sie noch hier war. Mit ihrer warmen Stimme, ihren Geschichten, ihrem Lächeln, das immer ein kleines Geheimnis in sich trug. Sie hatte diesen Blick, als wüsste sie Dinge, die ich niemals verstehen würde. Und vielleicht tat sie das auch.
Als sie ging, blieb etwas in mir stehen. Ich dachte immer, dass der S*****z mit der Zeit kleiner wird. Aber ich glaube, er verändert nur seine Form. Er nistet sich in kleinen Dingen ein – in dem Duft von Apfelkuchen, in der Art, wie der Wind durch die Bäume rauscht, in einem alten Lied im Radio. Und dann ist er plötzlich da, mit voller Wucht.
Ich habe ihr Grab oft besucht, habe mit ihr gesprochen, als könnte sie mich noch hören. Vielleicht kann sie es ja wirklich. Vielleicht sitzt sie irgendwo auf einer Wolke, trinkt ihren Tee und lacht darüber, wie schwer es mir fällt, loszulassen.
Aber jetzt ist es Zeit. Ich kann nicht jedes Jahr hierherkommen, kann nicht immer wieder diesen Abschied wiederholen. Ich muss mein Leben leben – und ich weiß, dass sie genau das von mir wollte.
Morgen werde ich zum Friedhof gehen, ein letztes Mal. Ich werde Blumen mitbringen, ihre Lieblingsblumen. Ich werde mit ihr sprechen, ihr alles erzählen, was sich in meinem Leben verändert hat. Und dann werde ich gehen.
Nicht, weil ich sie vergesse. Sondern weil ich endlich bereit bin, sie in meinem Herzen weiterleben zu lassen, ohne mich an diesen Ort zu klammern.
Oma, ich liebe dich. Und du wirst immer bei mir sein.
Lara